Unter dem Namen „Theo – autofrei“ fand gestern im Rahmen der europäischen Mobilitätswoche auf der Theodor-Heuss-Straße zwischen 11 und 18 Uhr ein Straßenfest mit Informationsprogramm und Mitmachaktionen statt. Doch auch in anderen Teilen Stuttgarts gab es Kundgebungen, Demonstrationen und Straßenblockaden. Das von der Stadt organisierte Fest, welches sich von der Fritz-Elsas-Straße bis zur Kronenstraße erstrecke, wurde von Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn eröffnet. Das Ziel der Veranstaltung sei es, die „Öffentlichkeit dafür zu sensibilisieren, wie der öffentliche Straßenraum genutzt werden kann“, so die Stadt Stuttgart. Zu den rund 30 Partnern zählten unter anderem die Polizei, die Stuttgarter Jugendhaus Gesellschaft und die SSB. Auf dem Marktplatz fand zudem der dritte Aktionstag Elektromobilität statt. Dort präsentierten Unternehmen unter anderem ihre Elektrofahrzeuge oder stellten ihre Carsharingkonzepte und Mobilitätsangebote wie SSB Flex vor.
Gegen 13 Uhr bewegte sich auch der Demozug des Vereins „FUSS e.V Stuttgart“ in Richtung Innenstadt. Der Verein vertritt seit 1985 in vielen Städten Deutschlands die Interessen von Fußgängern. Die Organisatoren der Demonstration fordern unter anderem Fahrverbote und die Einhaltung von EU-Grenzwerten.
Kurz darauf fand auch die vom parteifreien Bündnis „Stuttgart Ökologisch Sozial“ (SÖS) organisierte Sitzblockade mit Musik und Rednern auf der Hauptverkehraschse B14 statt. Vor Ort erklärte Hannes Rockenbauch, dass die Organisatoren der Sitzblockade hoffen, Stuttgart eines Tages „echt autofrei“ erleben zu können. „Wir wollen zeigen, dass in diesem gigantischen Verkehrsraum eigentlich ein Stück Stadt ist, das wir besser nutzen können“ erklärt der SÖS-Politiker weiter. So könnte nach einer Reduzierung der Straßen beispielsweise „Raum für Grünflächen, vielleicht sogar Raum fürs Wohnen“ geschaffen werden. „Es wäre ein Mehrwert, wenn wir uns trauen, den Autoverkehr aus unseren Städten zu verbannen“.
Auf die Frage was er den genervten Autofahrern sagen würde, die aufgrund der Straßenblockade Umwege fahren müssen, antwortet er: „Wir wollen die Autofahrer nerven und gleichzeitig ein Angebot machen“, so setzt sich der 39-Jährige für dauerhaft kostenlosen Nahverkehr ein und fordert Autofahrer dazu auf, an Veranstaltungen wie diesen teilzunehmen, und zu sehen was möglich ist, wenn man die Straße „nicht nur als Durchgangsraum, sondern auch als Aufenthaltsraum betrachtet“. SÖS organisierte bereits mehrere Picknicks auf der von ihnen als „Symbol für die jahrzehntelange Verkehrspolitik in Stuttgart“ bezeichneten B14.
Etwas weiter östlich auf der B14, in der Nähe des Österreichischen Platzes blockierte das Aktionsbündis „Kesselbambule“ mit einem großen „#AUTOFREI“-Schriftzug die Straße. Im Gegensatz zur der Straßenblockade des Bündnisses SÖS war diese jedoch nicht angemeldet. Die Klimaaktivisten von „Kesselbambule“ nutzten die Straßenblockade auch als Protest gegen die Klimapolitik der Bundesregierung. „Alle fürs Klima – heißt Stuttgart lahmlegen“ schreiben sie in einem Aufruf, „ohne die Überwindung des kapitalistischen Wirtschaftssystems ist keine sozial-ökologische Veränderung und der Erhalt unserer Lebensgrundlagen möglich“, heißt es weiter. Die Aktivisten blockierten bereits vergangenen Freitag im Rahmen der Fridays For Future-Demos wichtige Knotenpunkte des Stuttgarter Straßennetzes.
Die zahlreich erschienenen Besucher dieses autofreien Sonntags erfreuten sich auch über das am Aktionstag kostenlose Fahren mit Bus und Bahn in der VVS-Tarifzone 1.