Mit dem X1 in unter 10 Minuten vom HBF nach Bad Cannstatt: Geht das?

Wollte man in der Vergangenheit von Cannstatt schnell in die Innenstadt, musste man die oftmals volle Stadtbahn nehmen, mit dem Auto im Stau stehen oder die unzuverlässige S-Bahn nehmen. Ab heute gibt es mit der Schnellbuslinie X1 eine Alternative zu den bestehenden Verkehrsmitteln. Der Grund für den Bau der Linie ist sicherlich auch die Auslastung der Öffentlichen Verkehrsmittel in Stuttgart. Im Interview mit STUGGI TV räumte Wolfgang Arnold, technischer Vorstand der SSB ein, dass „wir auf der Stadtbahnlinie U1 an Kapazitätsgrenzen stoßen“.

Im Mai hat sich der Gemeinderat auf die Finanzierung in Höhe von 2,5 Millionen Euro für die Einrichtung der neuen Buslinie geeinigt. Auf dieser kommen aktuell die neusten Hybrid-Gelenkbusse von Volvo zum Einsatz, welche durch ihren dualen Antrieb wesentlich emissionsärmer sind als Busse älterer Generationen. Auch kostenloses WLAN, welches in unserem Test Geschwindigkeiten von bis zu 25 MBit/s erreichte und USB-Buchsen zum Aufladen von mobilen Geräten sind mit an Bord. Wer gerne mit Karte, Apple- oder Google Pay bezahlt wird sich auch über die neuen kontaktlosen Bezahlmöglichkeiten in den Bussen freuen, welche ab 2019 nutzbar sein werden.

Linienverlauf

Der Bus hält an den Haltestellen Bad Cannstatt Wilhelmsplatz, Dorotheenstraße, Rathaus, Wilhelmsbau, Büchsenstraße, Kleiner Schlossplatz und Hauptbahnhof (A.-Klett-Pl.). Jedoch fährt er in der Innenstadt einen Ring, was bedeutet, dass man zwar vom Hauptbahnhof direkt zum Wilhemsplatz kommt, will man jedoch in die andere Richtung muss man einmal die Runde durch die Innenstadt fahren. Das verlängert die Fahrtzeit auf das Doppelte.

Der Linienverlauf des X1
Der Linienverlauf mit Ring in der Innenstadt

Die neue Expressbuslinie ist vor allem für Pendler interessant, da sie morgens schon ab sechs Uhr, und zwischen Hauptbahnhof und Bad Cannstatt ohne Zwischenstopp fährt. Zwischen sieben Uhr morgens und sieben Uhr Abends kommt der Bus sogar im Fünf-Minuten-Takt. Um die Fahrtzeiten auch bei hohem Verkehrsaufkommen auf den Straßen gewährleisten zu können, wurde speziell für den X1 eine 800 Meter lange Busspur angelegt.

X1 Busspur auf der B14
Die Busspur auf der Bundesstraße 14

Da die Busspur jedoch nur einen Teil der Strecke abdeckt, muss sich der Bus nach kurzer Zeit schon wieder in den Individualverkehr einordnen, was die Einhaltung des Taktes in der Hauptverkehrszeit erschwert.

Tatsächlich „der schnellste seiner Art“?

Wir haben den X1 getestet, um am Freitagabend in der Hauptverkehrszeit vom Stuttgarter Hauptbahnhof nach Bad Cannstatt Wilhelmsplatz zu kommen. Laut dem Fahrplan wären wir innerhalb von neun Minuten an unserem Zielort angekommen. Aufgrund der doch etwas kurzen Busspur auf der B14 standen wir schnell wieder mitten im schleichenden Stuttgarter Autoverkehr und brauchten gut doppelt so lang. Wer Stadteinwärts fahren will ist, aufgrund des Linienverlaufs des X1, mit Stadt- oder S-Bahn, wenn letztere denn fährt, womöglich besser bedient. Mit der Stadtahn ist man innerhalb von 13 und mit der S-Bahn theoretisch innerhalb von 5 Minuten am Hauptbahnhof. Der X1 braucht auch wenn er püntklich, was morgens und abends wegen der B14 womöglich kaum der Fall sein wird, 20 Minuten.

An Bord eines Gelenkbusses auf dem X1

Fazit zum X1

Ob eine „Express“buslinie mit solchen Verspätungen Autofahrer dazu bewegen kann umzusteigen, bleibt also abzuwarten. Dennoch ist es bemerkenswert, dass Stuttgart den mutigen Schritt wagt, den Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) auch da auszubauen, wo Autofahrer möglicherweise eingeschränkt werden. Gegenüber dem SWR lobt Oberbürgermeister Fritz Kuhn die neue Linie und meint, dass „so ein System, zusammen mit der modernsten Bustechnik zukunftsfähig für den ÖPNV insgesamt ist“. Wer weiß, vielleicht ist dies der Anfang eines Netzes öffentlicher Verkehrsmittel, was die Verkehrsprobleme Stuttgarts tatsächlich bewältigen kann.

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